Freitag, 29. Juli 2016

Für Sie geguckt: Werder Bremen - Betis Sevilla (29. Juli 2016)

Diese kleine Reihe von Artikeln versteht sich ja als Serviceleistung für alle Werderfans, die sich nicht unbedingt Testspiele in der Sommerpause anschauen möchten, aber am aktuellen Leistungsstand des Teams interessiert sind. Und jedem, der das Spiel gegen Betis Sevilla nicht gesehen hat, kann man zu dieser Entscheidung nur herzlich gratulieren.

Ein Spiel, das keinen Sieger verdient hatte, endete 1-0 für Betis Sevilla. Vor und nach diesem Tor bot das Spiel wenig bis keine Momente, in denen eine der Mannschaften sich mal eine Chance herausspielte. Auch überraschende oder technisch feine Aktionen waren absolute Mangelware. Ständig unterbrochen durch Fouls, Nickligkeiten und Fehlpässe kam zu keiner Zeit Spielfluss auf.

Werder startete wieder im 4-1-4-1. Fröde gab den alleinigen Sechser. Auf den Außen spielten Bartels (links) und Yatabaré (rechts). Den Ball überließ man dem Gegner und presste nur sporadisch. Zumeist griff man erst an, wenn der Gegner schon einige Meter in der Werder-Hälfte stand. Ansonsten bemühte sich Werder, gut zu stehen und zu verschieben. Ein Plan für das Offensivspiel war kaum zu erkennen.

Nach der sehr mauen ersten Halbzeit zog das Tempo in der zweiten Halbzeit zumindest ein wenig an und so kam Werder immerhin zu einer halben Kopfballchance durch Pizarro nach einer Ecke und einem ungefährlichen Distanzschuss durch Fröde. Das Tor für Betis fiel nach einer anständigen Kombination durch die Mitte, bei der die Abstimmung zwischen Diagne und Caldirola nicht optimal war. Passenderweise hätte das Tor aufgrund einer Abseitsposition aber nicht zählen dürfen.

Werder gelang es über die gesamten 90 Minuten nicht, ein flüssiges Kombinationsspiel aufzuziehen oder überhaupt planvoll in die gegnerische Spielhälfte zu gelangen. Dem zentralen Mittelfeld Fröde-Fritz-Junuzovic fehlten dazu Passsicherheit und Kreativität. Defensiv stand Werder gut, wurde von den ebenfalls schwachen Spaniern aber auch kaum vor größere Probleme gestellt.

Ein paar Worte noch zu den Spielern:

Wiedwald: Chancenlos beim Gegentor. Ansonsten wenig geprüft und fehlerlos.

Gebre Selassie: Hinten stabil. Nach vorne schwach.

Caldirola: Aufmerksam. Anfangs etwas zu hart im Zweikampf. Dann souverän.

Moisander: Antizipierte gut, aber auch mit zwei schlimmen Fehlpässen.

Guwara: Okay im Zweikampf. Zu häufig unkonzentriert und mit technischen Unsicherheiten. Offensiv schwach.

Fröde: In der ersten Halbzeit recht präsent im defensiven Mittelfeld. Mit zwei guten langen Bällen auf die Außen. Gab einen der wenigen Torschüsse ab.

Juno: Mit viel Laufarbeit, aber ohne kreative Momente.

Fritz: Ackerte viel. Hatte zu viele Fouls in seinem Spiel und machte das Spiel zu oft langsam.

Yatabaré: Anfangs aktiv und bemüht. Ungenaue Pässe wechselten sich mit Kabinettstücken ab.

Bartels: Bemüht, aber glücklos. Zog oft vom Flügel in die Zentrale.

Pizarro: Mehr als hängende Spitze unterwegs. Versuchte die mangelnde Kreativität des zentralen Mittelfelds so auszugleichen. Wirkte platt und konnte die Bälle zu selten fest machen. Hatte eine Kopfballchance nach einer Ecke.

Diagne (ab der 45. für Moisander): Größtenteils souverän. Beim Gegentor vielleicht etwas unaufmerksam, aber das Tor hätte nicht zählen dürfen

Kainz (ab der 45. für Yatabaré): Nach seiner Einwechslung belebend. Baute dann aber schnell ab. Man sieht, dass er gerne den Doppelpass sucht.

Sternberg (ab der 70. für Guwara): Engagierter Auftritt. Holte kurz vor Schluss mit einer beherzten Offensivaktion einen  Freistoß in gefährlicher Position heraus.

J. Eggestein (ab der 70. für Pizarro): Blass.

Hajrovic (ab der 70. für Bartels): War in ein kleines Scharmützel mit ein paar Spaniern verwickelt.

Petsos (ab der 80. für Fröde): Ohne Wirkung

U. Garcia (ab der 80. für Junuzovic): Mit einem fiesen Fehlpass und einem netten Direktspiel.

M. Eggestein (ab der 80. für Fritz): Hatte keine auffällige Aktion.

Am Mittwoch hatte Viktor Skripnik gegenüber Radio Bremen noch gesagt: "Wir haben noch kein Torschusstraining gemacht, noch keinen Kombinationsfußball trainiert." Das konnte man der Mannschaft, die zudem körperlich einfach erschöpft wirkte, auf jeden Fall anmerken. Aber: Ein Testkick bleibt ein Testkick. Falls die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden, was Taktik, Personal und Fitness angeht, kann sich auch dieses Spiel später noch bezahlt machen.

P.S.: Ob ich auch zum morgigen Spiel gegen Dynamo Dresden etwas schreibe, kann ich jetzt noch nicht sagen. Wer mir bei Twitter folgt, verpasst aber keinen Blog-Eintrag.







Dienstag, 26. Juli 2016

Für Sie geguckt: Werder Bremen - Huddersfield Town (26. Juli 2016)


Welcher Werderfan kennt das nicht: Die werderfreie Zeit zwischen zwei Saisons zieht sich wie Kaugummi und gespannt ist man für jeden Fitzel Information aus den Trainingslagern dankbar, der zur Vorfreude auf die neue Saison beiträgt; oder für Informationen, die zumindest die allerschlimmsten Befürchtungen ein kleines bisschen lindern*. Befürchtungen wie die, dass Werder zwar zwei starke Innenverteidiger abgegeben hat, die neuen Kräfte Diagne und Moisander aber nur bestenfalls quantitativ einen Ersatz für Vestergaard und Djilobodji darstellen. Oder dass nach dem Abgang von Anthony Ujah zwischen Claudio Pizarro und Werders restlichen Stürmern ein derartiger qualitativer Graben klafft, der jeden Werderfan drei Mal täglich für Pizarros Gesundheit und Form beten lässt.

(*Oder man ist einfach mal froh, nichts von Werder zu sehen oder zu hören. Für mich undenkbar.)

Bedingten Aufschluss über Werders aktuelle Leistungsstärke können die diversen Testspiele geben, die auch in dieser Sommerpause wieder anstehen. Heute zum Beispiel gegen den englischen Zweitligisten Huddersfield Town, Heimat der ehemaligen Bundesligaspieler Chris Löwe und Elias Kachunga und trainiert vom früheren Trainer der Dortmunder U23, David Wagner. Da nicht jeder Werderfan sich den Luxus eines Werder TV-Abos leisten kann und/oder möchte und die Berichterstattung in Kreiszeitung und Weser-Kurier über Testspiele häufig recht knapp ausfällt, nutze ich dieses schon recht angestaubte Blog, um meine Eindrücke zu diesem Spiel und zu den einzelnen Spielern festzuhalten. Ein kleiner Service also für diejenigen, die Werders aktueller Leistungsstand zwar interessiert, die sich aber auch schöneres vorstellen können, als sich ein Testspiel gegen einen englischen Zweitligisten in voller Länge und bescheidener Bildqualität anzuschauen… Auf geht’s:

Zum Spiel:

Werder spielte in beiden Halbzeiten jeweils im erprobten 4-1-4-1-System. Bis auf Torwart Drobny, der durchspielte, waren zwei komplett unterschiedliche Mannschaften in den zwei Halbzeiten auf dem Platz.

Halbzeit 1: Drobny - Gebre Selassie - Caldirola - Moisander - Guwara - Fröde - Fritz - Junuzovic - Bartels - Kainz - J. Eggestein

Halbzeit 2: Drobny - Sternberg - Galvez - Diagne - U. Garcia - Petsos - M. Eggestein - Veljkovic - Hajrovic - Lorenzen - Thy

Werder startete engagiert und hatte ein paar gelungene Pressingsituationen. Schnell verflachte das Spiel jedoch und bot bis zur Halbzeit keine Abschlusssituation auf beiden Seiten. Zwar hatte Werder das Spiel im Griff, blieb nach vorne aber komplett ungefährlich. Nur einmal kam Fin Bartels fast zum Abschluss, wurde jedoch kurz vor dem Strafraum gestoppt.

Auch in der zweiten Hälfte war Werder das überlegene Team und kam nun auch zu (sehr spärlichen) Torgelegenheiten. Einen guten Kopfball von Fallou Diagne nach einer Ecke von Hajrovic konnte der englische Torwart parieren. Ebenfalls nach einer Hajrovic-Ecke kam Sternberg zu einem guten Distanzschuss. Zu guter Letzt hatte Thy noch die Chance den weit aus seinem Tor geeilten (und zuvor von Melvyn Lorenzen gefoulten) Torwart von Huddersfield Town zu überwinden, doch sein Aufsetzer aus der Distanz sprang knapp über dasTor. Weitere Highlights? Fehlanzeige. Ein unspektakulärer Test ging unspektkulär zu Ende und endetete dementsprechend 0-0.

Ein paar Eindrücke zu den einzelnen Spielern:

Drobny: Beschäftigungslos.

Gebre Selassie: Aktiv und engagiert, aber auch mit ein paar Ballverlusten und Fehlpässen. Hatte Glück, dass er sich bei Kachungas bösem Foul nicht verletzte.

Caldirola: War bemüht, die Chefrolle auszufüllen. Dabei konzentriert im Zweikampf und im Aufbauspiel.

Moisander: Mit sicherem Passspiel. Musste wenige Zweikämpfe führen. Offenbarte kleinere Schwächen im Kopfballspiel

Guwara: Relativ abgezockt, aber mit wenigen Aktionen nach vorn. Einmal aber doch mit nettem Doppelpass mit Kainz.

Fröde: Unter Druck mit schwacher Technik bei der Ballannahme. Im Zweikampf aber engagiert und auch clever. Versuchte auch mal lange Bälle auf die Außen zu spielen, was mal mehr und mal weniger gut klappte.

Fritz: Sehr engagiert. Sicherte die Bälle gut im Mittelfeld.

Junuzovic: Anfangs mit guten Pressingszenen als er die gegnierische Abwehr im hohen Tempo anlief. Wurde dann aber schnell unscheinbarer im Spiel.

Bartels: Überall in der Offensive zu finden, jedoch ohne Effektivität.

Kainz: Gute Ansätze, aber noch ohne gefährliche Szenen. Ordentliche Standards. (Vielleicht sollte man bei den Standards verstärkt auf kurze Varianten setzen, da die Mannschaft über wenige gute Kopfballspieler verfügt.)

J. Eggestein: Interessant, ihn gegen Gegenspieler im Seniorenbereich zu sehen. Bisher noch ohne Durchschlagskraft.

Sternberg: Auf ungewohnter Position als Rechtsverteidiger in Ordnung und mit einem guten Abschluss nach einer Ecke.

Galvez: Souveränes Stellungsspiel. Nicht so (nach-)lässig wie zuletzt.

Diagne: Gut im Zweikampf. Defensiv und offensiv vielleicht Werders bester Kopfballspieler im Kader.

U. Garcia: Schwach in der Ballverarbeitung und im Passspiel. Im Zweikampf nicht gefordert.

Petsos: Schöne, enge Ballführung. Immer bemüht, den Ball in die Schnittstellen in der Offensive zu spielen und auch mal den Doppelpass zu suchen. Könnte durchaus ein Startelfkandidat sein.

Veljkovic: Wenig zu sehen.

M. Eggestein: Sehr wenig zu sehen.

Lorenzen: Kaum gelungene Aktionen.

Hajrovic: Fiel vor allem durch gute Standards auf, von denen zwei zu den Chancen von Diagne und Sternberg führten.

Thy: Konnte den Ball etwas besser behaupten als Johannes Eggestein in der ersten Halbzeit und hatte mit einem Distanzschuss Pech, dass dieser knapp über das Tor ging.

Am Freitag steht Werders nächstes Testspiel gegen Betis Sevilla im Rahmen des "Dresden Cups" an. Falls es meine Zeit erlaubt, werde ich hier wieder ein paar Worte dazu posten.