Donnerstag, 14. August 2014

Nach der Sommerpause ist vor Illertissen

Noch drei Tage.

War die Sommerpause zu lang? Nein, eine insgesamt wunderbare WM mit einem Happy End für alle, die es mit der deutschen Nationalmannschaft halten, hat die Bundesliga und Werder für einen Monat fast vergessen lassen.

War die Sommerpause zu lang? Na klar, denn egal wie schön die WM und wie schlecht die letzte Saison war, die Vorfreude und die Ungeduld auf die neue Saison stellt sich doch jedes Jahr wieder viel zu früh ein. Überbrückt wird die fiebrige Erwartung mit Testspielen und Sommertransferspekulationen.

Transferspekulatius 2014

Und die Spekulationen schießen heute wieder besonders ins Kraut. Ganz neues Spekulations-Objekt scheint Per Skjelbred vom HSV zu sein. Nach Bild-"Informationen" habe sich Werder nach den Wechselkonditionen des Mittelfeldspielers erkundigt. Wenn man sich die schleppende Genesung von Philipp Bargfrede und die Verletzung von Theo Gebre Selassie anschaut, ergibt dieses Gedankenspiel sogar Sinn, denn Skjelbred scheint dem Vernehmen nach einer zu sein, der auf der Achter-Position in der Raute seine Stärken hat. Doch braucht Werder noch mehr Spieler von der Art "Kämpfer und Läufer"? Eigentlich sehe ich unseren Bedarf dort gedeckt bzw. würde unsere knappen Mittel gern in andere Mannschaftsteile investieren.

In die Offensive beispielsweise. Auftritt Bryan Ruiz in der Gerüchteküche. Wer sich auf der heutigen Pressekonferenz vor dem Illertissen-Spiel Erhellendes von Thomas Eichin zum Thema Ruiz erhoffte, bekam lediglich ein süffisantes Lächeln und zwei Aussagen: "Wir suchen immer nach Verstärkungen" und "ob Bryan Ruiz dazugehört, weiß ich nicht". Ersteres nehme ich unserem Geschäftsführer Sport ab, Zweiteres eher nicht. Letztlich wird ein Transfer von mehreren Faktoren abhängen: Kann man Mehmet Ekici noch (eventuell mit einem kleinen Gewinn) abgeben? Übersteht man die erste Pokalrunde? Welche Möglichkeiten ergeben sich kurzfristig auf dem Transfermarkt? Eichin macht auf mich jederzeit einen topvorbereiteten Eindruck und so nehme ich ihm auch ab, dass man zwar noch einen Spieler sucht, der "schnell ist und in die Box kommt", aber dass sich eine günstige Gelegenheit eben häufig erst kurz vor Schließung des Tranferfensters ergibt.

Der DFB-Pokal droht

Zu unseren letzten drei DFB-Pokal-Spielen wurde eigentlich schon genug gesagt und geschrieben, also ist es auch kein Wunder, wenn der eine oder andere nicht besonders gern darauf angesprochen wird. Wird die Reihe aus Heidenheim, Münster und Saarbrücken am Sonntag um das Städtchen Illertissen ergänzt? Bereits im letzten Jahr erwies sich der FV Illertissen für Eintracht Frankfurt als kniffliger Gegner, der letztlich "schmucklos" mit 2:0 besiegt wurde. Der bayerisch-schwäbische Oberligist ist mittlerweile bereits seit sechs Spieltagen im Ligabetrieb und rangiert dort mit elf Punkten auf Rang vier. Was ich sagen will: Ein schweres Spiel ist nicht nur möglich, sondern zu erwarten, vor allem, wenn Werder die Angst, ein viertes Mal hintereinander zu versagen, nicht gegen gesundes Selbstbewusstsein und spielerische Selbstverständlichkeit eintauschen kann.

Werders Testspiele geben Anlass zur Hoffnung, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt. Das Chelsea-Spiel machte Spaß und man muss schon aus Stein sein, wenn man sich nicht darüber freuen konnte, wie Assani Lukimya der Reihe nach Fernando Torres, Diego Costa und Didier Drogba beherrschte. Hoffentlich gelingt ihm das genauso gut gegen Andreas Spann, Adrian Morina und Sezai Zehiroglu. An Motivation wird es den Spielern vom FV Illertissen mit Sicherheit nicht mangeln.

Werders Elf gegen Illertissen

Viele Positionen in Werders Formation mit Raute sind noch umkämpft. Gesetzt dürften Wolf im Tor, Caldirola als linker Innenverteidiger, Garcia und Fritz auf den Außenverteidigerpositionen, Elia als hängende Spitze und wohl auch Zlatko Junuzovic als 10er an der Spitze der Raute sein. Auch wenn viele, und dazu zähle ich mich bis auf weiteres auch, Junuzovics Stärken eher auf einer Halbposition im Mittelfeld sehen, wo er seine Laufstärke noch besser einbringen kann. Da Robin Dutt Junuzovic in allen ernstzunehmenden Tests auf der 10 eingesetzt hat, wird er dies so bald nicht ändern.

Verletzt fehlen wohl Sebastian Prödl, Ludovic Obraniak, Theo Gebre Selassie und aller Voraussicht nach auch Franco di Santo, den ich derzeit als den schmerzlichsten Verlust erachte. Ich denke, dass di Santo positionsgetreu von Nils Petersen ersetzt werden wird, der sehr schnell seine Torjägerqualitäten wiederentdecken sollte, wenn er in unserer Stürmerhierarchie nicht durchgereicht werden möchte.

Den Platz neben Luca Caldirola wird wohl Lukimya besetzten, vor allem weil er seinen Job gegen Chelsea wirklich top gemacht hat, während die Innenverteidigung Caldirola/Alex Galvez gegen Hannover alles andere als sattelfest wirkte. Galvez wäre dafür meine erste Wahl als Sechser im Mittelfeld, auch weil er eine größere Souveränität ausstrahlt als sein Konkurrent Felix Kroos. All die Stärken, die man sich im letzten Jahr von einem Julian Schuster, dessen Transfer vom SC Freiburg nicht zustande kam, erhoffte, verkörpert auch Alex Galvez. Bleibt nur die Frage, ob er diese auch unter Wettkampfbedingungen bei uns abrufen wird.

Auf den Halbpositionen im Mittelfeld herrschte gefühlt bisher ein Überangebot. Durch die Ausfälle von Gebre Selassie, Obraniak und Bargfrede sowie das Vorrücken von Junuzovic auf die 10 wird es hier aber schon wieder eng. Mit Fin Bartels hat es auf der rechten Halbposition gegen Chelsea gut geklappt und ich würde ihn dort gern wiedersehen. Auf links setzt Dutt wahrscheinlich auf Cedric Makiadi, um der Raute Balance zu verleihen. Für Neuzugang Izet Hajrovic bleibt vorerst die nicht zu unterschätzende Joker-Rolle. Wie wichtig Einwechslungen sein können, hat gerade auch wieder die letzte WM gezeigt.

Tipp

Uns fehlen also einige wichtige Spieler und wir treffen auf einen Gegner, der nichts zu verlieren hat. Da fällt ein Tipp gar nicht so leicht. Aber eigentlich ist es doch einfach: Wer vor einer Werder-Saison nicht optimistisch ist, muss schon arg viel Schlimmes mit seinem Verein erlebt haben. Solch ein gebranntes Kind bin ich noch längst nicht und darum gewinnt Werder mit 3-1. Ich freu mich, dass es endlich losgeht!

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